WG159 – Briefentwurf an Alma Mahler
Berlin oder Hannover, spätestens Donnerstag, 6. oder Freitag, 7. Juli 1911

Mir ist der Gedanke
gekommen, meine
dauernde Heiterkeit
die mich erfüllt, seit
ich Dich sah, könnte
Dir wehtun und
Dich \einen/ zu jäh\en/ aus \Abstand/
\zu/ Traurigkeit \u. Dir wehtun/ heraus-
reißen. Denke nicht
mein Herz, daß es
mir darum an Ernst
fehlt daß diese Freudig-
keit d. Ernstes entbehre.
ich denke eigentlich den
ganzen Tag über Dich
und Gustav und die
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seltsame Wundergeschichte
unserer Liebe nach und –
je mehr ich denke, umso
ruhiger, zuversichtlicher
sehe ich vorwärts, ohne eine
Erklärung dafür zu wissen.
Nicht die Liebe des an-
deren zu einem selbst,
die\eren/ nie Dauer Bestand
nie sicher ist, sondern
die eigne alles über-
wuchernde Liebe, deren
Dauerhaftigkeit man
erprobt hat, giebt jene
Seligkeit, die alles
Tun mit Sinn u
Fröhlichkeit erfüllen muß
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und die Lebenstrieb-
kraft erhält. Und da
ich glauben darf, daß auch
Deine Liebe das Maß
alltäglicher Leidenschaften
übersteigt, so weiß ich,
daß \Dir/ daraus Heilung
Deiner Qualen u Schmer-
zen kommen wird, deren
Größe und Geheimnis
ich nur ahne und
vielleicht niemals
ganz erfahren werde.
Also deshalb, mein
Schatz, bin ich heiter
und sage es Dir immer
wieder. Nur in diesem
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in diesem Zustand des
Gemütes werde \bleibe/ ich un-
ermüdlich, Dich leise
und unmerklich in
meinen Lebensstrom
mithineinzuziehn.